Die Facharztwahl ist ein Wendepunkt im Lebenslauf. Wer diese Entscheidung mit analytischem Anspruch und einem klaren Blick für medizinische Komplexität trifft, wird sich früher oder später mit der Frage beschäftigen: Wo lässt sich klinisches Denken auf hohem Niveau mit breitem medizinischem Handlungsspektrum verbinden?
Eine vielversprechende Antwort darauf ist das Fachgebiet Innere Medizin und Nephrologie.
Die Nephrologie ist kein Nischenfach, sondern ein systemmedizinisches Kraftzentrum. Die Niere ist Regulationsorgan, Frühwarnsystem und therapeutischer Angriffspunkt zugleich. Wer nephrologisch denkt, denkt immer auch kardio-vaskulär, metabolisch, endokrin, immunologisch und intensivmedizinisch.
Das Fach verlangt – und fördert – ein Verständnis physiologischer und pathophysiologischer Zusammenhänge auf Zellebene und Systemebene. Das betrifft:
Regulation von Volumen- und Elektrolythaushalt
Säure-Basen-Gleichgewicht
Endokrine Funktionen (Renin-Angiotensin-Aldosteron, EPO, Vitamin D-Stoffwechsel)
Interaktionen bei Multiorganerkrankungen, z. B. hepatorenales, kardiorenales oder pulmonorenales Syndrom
Diese interdisziplinäre Vernetzung macht die Nephrologie zu einem klinischen "Nexus", an dem internistische Exzellenz gefordert und kontinuierlich geschärft wird.
Davon:
36 Monate allgemeine Innere Medizin, davon 24 Monate stationär
36 Monate Nephrologie, davon verpflichtend:
6 Monate Dialyse
6 Monate Intensivmedizin
6 Monate Notaufnahme
Rotationen in mindestens zwei anderen internistischen Fachgebieten
Diese Struktur zielt darauf ab, nicht nur Fachwissen, sondern klinische Entscheidungskompetenz, handwerkliche Souveränität und diagnostische Tiefenschärfe auszubilden.
Fundiertes Wissen zu genetischen, metabolischen und immunologischen Ursachen nephrologischer Erkrankungen
Fähigkeit zur Differentialdiagnostik komplexer Syndrome (z. B. nephrotisches Syndrom, systemische Vaskulitiden mit Nierenbeteiligung)
Interpretation komplexer Labor- und Bildgebungsbefunde (inkl. Kapillarmikroskopie, Duplexsonographie, Urinsedimentanalyse, Biopsien)
Durchführung extrakorporaler Therapieverfahren (Hämodialyse, Peritonealdialyse, Plasmapherese, Lipidapherese)
Management schwerer arterieller Hypertonien, akuten und chronischen Niereninsuffizienzen, Notfällen wie Sepsis mit Nierenversagen
Betreuung von Transplantationspatient:innen prä- und postoperativ
Langfristige Versorgung von Patient:innen mit chronischer Nierenerkrankung – inklusive Beratung zu Ernährung, Pharmakotherapie, Lebensstil
Ultraschalldiagnostik der Nieren, Shuntgefäße und Transplantatnieren
Kathetertechniken (ZVK, Dialysekatheter, suprapubischer Katheter)
Notfallmaßnahmen (Intubation, Reanimation, Differenzialtherapie von Multiorganversagen)
Durchführung und Interpretation diagnostischer Verfahren wie EKG, Langzeit-Blutdruck, Ergometrie
Nephrologie lebt von Pathophysiologie. Wer Freude an Theorie hat, findet hier kein rein reproduktives Curriculum, sondern ein Fach, das Hypothesenbildung, kausales Denken und kritische Analyse fördert. Viele nephrologische Krankheitsbilder entziehen sich simplen Ursache-Wirkung-Schemata und fordern ein hohes Maß an differenzialdiagnostischer Präzision.
Zugleich ist die evidenzbasierte Therapie in ständiger Bewegung: Dialysestrategien, Transplantationsmedizin, Immunsuppression und Systemtherapien bei Vaskulitiden oder Amyloidosen gehören zu den forschungsstärksten Feldern der Inneren.
Du denkst analytisch und verlierst dabei nie das klinische Ziel aus dem Blick.
Du willst nicht nur ein Fach können, sondern viele – und das auf hohem Niveau.
Du schätzt es, Patient:innen über Jahre zu begleiten, und hast Interesse an longitudinaler Medizin.
Du liebst es, wenn Symptome dich zwingen, pathophysiologisch zu denken.
Du möchtest als Fachärzt:in systemrelevant sein – auch im interdisziplinären Team.
Die Weiterbildung zur Fachärztin / zum Facharzt für Innere Medizin und Nephrologie ist eine der systematischsten und anspruchsvollsten Facharztweiterbildungen in der deutschen Weiterbildungsordnung. Sie bietet ein starkes Fundament für alle, die sich als klinische Generalist:innen mit nephrologischem Fokus sehen – egal ob später in Klinik, Forschung oder Praxis.