1. Vorbereitung und Planung: Die Grundlagen
Ein PJ-Tertial in den USA erfordert eine besonders frühzeitige Planung, idealerweise mindestens 1,5 bis 2 Jahre im Voraus. Viele amerikanische Kliniken und Universitäten haben strikte Anforderungen an Bewerbungsfristen und Bewerbungsunterlagen. Zuerst solltest du folgende Fragen klären:
- Ist das PJ in den USA überhaupt möglich? Einige deutsche Universitäten und das zuständige Landesprüfungsamt (LPA) haben spezifische Anforderungen an die Anerkennung eines PJ-Tertials im Ausland. Prüfe daher frühzeitig mit deinem LPA und dem Dekanat, ob und wie ein PJ-Tertial in den USA anerkannt wird und welche Anforderungen es gibt.
- Wann ist der beste Zeitpunkt? Für deutsche Studierende beginnt das PJ meist im Mai oder November, jedoch haben viele amerikanische Kliniken eigene Zeitpläne. Prüfe daher, ob deine gewünschten Tertialzeiten mit den amerikanischen Ausbildungszeiten kompatibel sind.
- Finanzierung und Kosten: Die USA sind für hohe Lebenshaltungskosten bekannt. Boston gehört zu den teuersten Städten des Landes, weshalb du für Unterkunft, Verpflegung und Transport mit einem höheren Budget rechnen solltest. Plane auch die Finanzierung deines Aufenthalts ein. Fördermöglichkeiten wie Erasmus+ stehen für die USA nicht zur Verfügung, doch es gibt Stipendienprogramme wie das PROMOS-Stipendium, die du prüfen solltest.
2. Bewerbungsprozess: Wie du dich an einer US-Klinik bewirbst
Der Bewerbungsprozess für ein PJ-Tertial an einer US-Klinik ist anspruchsvoll und erfordert eine vollständige Bewerbungsmappe. Zu den gängigen Dokumenten gehören:
- Bewerbungsschreiben und Lebenslauf: In den USA legen Kliniken großen Wert auf ein professionelles und klar strukturiertes Bewerbungsschreiben. Betone darin deine Motivation für das Tertial, warum du dich für das amerikanische Gesundheitssystem interessierst und was du dir davon versprichst. Dein Lebenslauf sollte ebenfalls auf Englisch und nach amerikanischen Standards erstellt sein.
- Empfehlungsschreiben: Viele Kliniken verlangen ein Empfehlungsschreiben deines Dekans oder eines Professors. Es kann hilfreich sein, im Vorfeld Praktika bei Professoren zu absolvieren, die dich gut kennen und ein aussagekräftiges Empfehlungsschreiben verfassen können.
- Transcript of Records: Dieses Dokument listet alle Leistungen deines bisherigen Studiums auf. Achte darauf, dass es auf Englisch und möglichst aktuell ist. Viele Universitäten haben Vorlagen, die sie dir auf Anfrage zur Verfügung stellen.
- Sprachzertifikat: Da du auf Englisch kommunizieren musst, verlangen die meisten Kliniken ein Sprachzertifikat auf mindestens B2-Niveau. Der TOEFL-Test ist dabei oft die bevorzugte Wahl. Informiere dich über die Anforderungen der Klinik, um sicherzustellen, dass dein Sprachniveau ausreichend ist.
- Gesundheitsdokumente: In den USA gelten strenge Impfanforderungen für Studierende im Gesundheitsbereich. Neben einem TBC-Test wird oft der Nachweis anderer Impfungen (z. B. gegen Masern, Mumps, Röteln, Hepatitis B) verlangt.
- Kranken- und Haftpflichtversicherung: Eine Kranken- und Berufshaftpflichtversicherung ist zwingend erforderlich. Erkundige dich bei deiner Krankenversicherung nach speziellen Tarifen für Auslandsaufenthalte oder schließe eine zusätzliche Versicherung ab.
Nachdem du deine Dokumente zusammengestellt hast, solltest du die Bewerbung über das Online-Portal der gewünschten Klinik einreichen. Viele Kliniken, besonders in Boston, wie die Harvard Medical School, bieten ihren Studierenden spezielle Bewerbungsportale an. Reiche die Bewerbung fristgerecht ein und achte darauf, dass alle Anforderungen erfüllt sind, da Nachreichungen oft nicht akzeptiert werden.
3. Organisation und Ansprechpartner
Während des Planungsprozesses können dir verschiedene Organisationen und Ansprechpartner weiterhelfen:
- International Offices: Viele Universitäten, darunter Harvard oder das Massachusetts General Hospital in Boston, haben eigene International Offices, die dich bei Fragen zur Bewerbung unterstützen.
- Dein Dekanat und LPA: Da für die Anerkennung deines PJ-Tertials im Ausland deine Heimatuniversität zuständig ist, solltest du in enger Abstimmung mit deinem Dekanat und dem Landesprüfungsamt arbeiten. Kläre, welche Unterlagen sie für die Anerkennung benötigen und stelle sicher, dass dein Ausbildungsort den Anforderungen entspricht.
- Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd): Die bvmd bietet viele hilfreiche Informationen und Erfahrungsberichte von Studierenden, die bereits ein PJ im Ausland absolviert haben. Sie können dir dabei helfen, typische Stolpersteine zu vermeiden und die wichtigsten Informationen gebündelt zu erhalten.
- Netzwerke deutscher Studierender: In den USA gibt es verschiedene Communities und Gruppen deutscher Studierender. In Boston ist der German-American Medical Student Association (GAMSA) aktiv, die regelmäßig Treffen organisiert. Dort kannst du dich mit anderen deutschen Medizinstudierenden vernetzen und wertvolle Tipps zur Orientierung in den USA erhalten.
4. Wohnungssuche und Alltagsplanung in den USA
Die Wohnungssuche in Boston kann eine Herausforderung sein, da der Wohnungsmarkt teuer und die Nachfrage hoch ist. Beginne frühzeitig, dich über Wohnmöglichkeiten zu informieren. Hier sind einige Optionen:
- Studentenwohnheime und Unterkünfte von Kliniken: Viele Kliniken bieten Studierenden eigene Wohnheime oder helfen bei der Vermittlung von Wohnplätzen. Informiere dich auf der Website der Klinik oder frage direkt im International Office nach.
- Wohngemeinschaften und Kurzzeitmieten: Plattformen wie „Craigslist“ oder „Airbnb“ bieten oft Kurzzeitmieten an. Es kann sich lohnen, für das erste Monat eine vorübergehende Unterkunft zu buchen und sich dann vor Ort umzuschauen.
- Netzwerke und Kontakte: Nutze deutsche Netzwerke und Plattformen wie „German American Meetup“, um an wertvolle Hinweise für bezahlbare Unterkünfte zu gelangen. Über Foren kannst du oft Tipps und Kontakte zu anderen deutschen Studierenden bekommen.
5. Kulturelle und sprachliche Vorbereitung
Ein PJ in den USA bietet die Möglichkeit, dich in die Arbeitskultur und medizinische Praxis eines anderen Landes einzuarbeiten. Die amerikanische Medizin legt großen Wert auf Kommunikation und eine offene, patientenorientierte Haltung. Eine sprachliche Vorbereitung in „Medical English“ ist besonders hilfreich, um mit englischen Fachbegriffen sicher umgehen zu können. Universitäten bieten häufig „Medical English“-Kurse an, die speziell auf die Anforderungen in den USA vorbereiten.
Die USA sind zudem für ihre Team-orientierte Arbeitsweise bekannt. Nutze das PJ, um von den Kommunikationsstilen und Arbeitsgewohnheiten zu lernen, die du in deinen späteren Beruf integrieren kannst.
6. Nachbereitung und Anerkennung in Deutschland
Nach deinem Aufenthalt in den USA ist die Anerkennung deines PJ-Tertials in Deutschland ein wichtiger Schritt. Überprüfe, ob du alle Dokumente hast, die dein LPA für die Anerkennung verlangt, darunter:
- Praktikumsbescheinigung: Diese sollte das Datum, den Umfang deiner Tätigkeit und eine Beschreibung deiner Tätigkeiten umfassen. Stelle sicher, dass sie im Original vorliegt und von der Klinik in Boston offiziell beglaubigt wurde.
- Äquivalenzbescheinigung: Falls das Krankenhaus in Boston nicht auf der offiziellen Liste deines LPA steht, benötigst du möglicherweise eine Äquivalenzbescheinigung. Diese bestätigt, dass die Ausbildung in den USA den Anforderungen in Deutschland entspricht.
- Nachweis von Fehlzeiten: Halte alle Abwesenheiten schriftlich fest, um sicherzustellen, dass du die maximale Fehlzeit nicht überschreitest.
Die Anerkennung durch das LPA kann mehrere Wochen dauern, daher ist es ratsam, die Dokumente zeitnah einzureichen, um rechtzeitig zum M3 antreten zu können.
Fazit: Ein unvergessliches Erlebnis mit wertvollen Einblicken
Ein PJ-Tertial in den USA – speziell in einer Stadt wie Boston – ist eine einzigartige Erfahrung, die dein Studium und deine medizinische Karriere nachhaltig prägen kann. Du lernst eine neue Kultur kennen, erweiterst dein Wissen und gewinnst wertvolle Einblicke in die amerikanische Medizin und Arbeitsweise. Mit einer sorgfältigen Vorbereitung, von der Bewerbung bis zur Finanzierung, legst du den Grundstein für ein erfolgreiches Auslandstertial. Nutze die Zeit, um internationale Kontakte zu knüpfen und dein medizinisches Wissen zu erweitern – und mach diese Zeit zu einem unvergesslichen Kapitel deines Studiums.