doctorsFuture Praktisches Jahr (PJ) Weiterbildung

Gelassen und stark: Resilienz-Tipps für Assistenzärzte in schwierigen Zeiten

Schlechtes Führungsverhalten kann die psychische Gesundheit und Leistungsfähigkeit in der Weiterbildung erheblich beeinträchtigen. Doch durch die Verbindung der Erkenntnisse von Gerald Hüther und der stoischen Philosophie lässt sich eine starke innere Haltung entwickeln, die hilft, mit diesen Belastungen besser umzugehen. Reflexion, Resilienz und die bewusste Akzeptanz dessen, was außerhalb der eigenen Kontrolle liegt, bieten eine wirksame Strategie, um den Herausforderungen im Klinikalltag mit mehr Gelassenheit und Stärke zu begegnen.

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In Kliniken zeigt sich zunehmend, dass schlechtes Führungsverhalten gravierende Auswirkungen auf die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden hat. Aktuelle Studien belegen, dass destruktive Führungsstile, insbesondere „Abusive Supervision“, bei denen Führungskräfte feindseliges Verhalten an den Tag legen, sich massiv belastend auf die Angestellten auswirken. Dies führt nicht nur zu erhöhtem Stress, sondern hemmt auch Kreativität und Motivation der Beschäftigten. Langfristig steigt so das Risiko für psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen.
​(SpringerLink) (SpringerLink)

Eine Gallup-Studie aus dem Jahr 2023 bestätigt diese Erkenntnisse. Sie zeigt, dass schlechtes Führungsverhalten den Stresspegel der Mitarbeitenden erhöht und die emotionale Bindung an den Arbeitgeber schwächt. In Kliniken, wo hohe Anforderungen an das Personal gestellt werden, können mangelnde Unterstützung und Anerkennung durch Vorgesetzte zu einer verstärkten Fluktuation und einem erhöhten Krankheitsausfall führen. Besonders in stressreichen Arbeitsfeldern, wie dem Gesundheitswesen, sind die langfristigen Folgen für das gesamte Team und den Klinikbetrieb nicht zu unterschätzen.
​(NEW WORK Experience)

Angesichts dieser Herausforderungen stellt sich für viele Assistenzärzt*innen die Frage, wie sie in einem hierarchischen System mit personengebundenen Weiterbildungsermächtigungen ihre eigene Würde und Gesundheit wahren können. Es gibt zahlreiche Ratgeber und Strategien, um mit solcher Belastung umzugehen, doch zwei Ansätze haben sich als besonders wirkungsvoll herausgestellt: der Stoizismus und die neurowissenschaftlichen Erkenntnisse von Prof. Dr. Gerald Hüther.

 

Resilienz stärken: Die Verbindung von Stoizismus und Neurowissenschaft

Gerald Hüther, Neurobiologe und Experte für Hirnentwicklung, betont in seinen Arbeiten, wie wichtig Selbstwirksamkeit und soziale Bindungen für die psychische Widerstandsfähigkeit sind. Er argumentiert, dass Menschen auch unter widrigen Bedingungen in der Lage sind, ihre mentale Stärke zu bewahren, wenn sie lernen, ihre eigenen Fähigkeiten bewusst zu erkennen und auf ihre positiven Erfahrungen zurückzugreifen. Gerade in stressigen Arbeitsumfeldern wie Kliniken kann eine bewusste Selbstreflexion dazu beitragen, negative äußere Einflüsse zu relativieren.

Gleichzeitig lehrt der Stoizismus, dass innerer Frieden und Glück durch die Kontrolle der eigenen Emotionen erreicht werden, anstatt sich von äußeren Umständen überwältigen zu lassen. Epiktet, einer der bekanntesten Vertreter der stoischen Philosophie, formulierte das Prinzip der „Dichotomie der Kontrolle“: Wir sollten uns auf das konzentrieren, was wir beeinflussen können – unsere Gedanken, Entscheidungen und Handlungen – und das akzeptieren, was wir nicht kontrollieren können, wie das Verhalten anderer Menschen oder externe Umstände. Dieses stoische Prinzip kann eine wirksame Strategie sein, um Resilienz zu entwickeln, da es ermöglicht, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und äußere Belastungen mit Gelassenheit zu akzeptieren.

 

Praktische Ansätze für den Klinikalltag

Ein*e Assistenzärzt*in, die unter schlechter Führung leidet, kann die stoischen Prinzipien mit den neurowissenschaftlichen Erkenntnissen Hüthers verbinden, um sich vor den negativen Auswirkungen zu schützen. Regelmäßige Reflexion über die eigenen Reaktionen und Handlungen kann helfen, mentale Klarheit zu gewinnen und sich auf die eigenen Stärken zu besinnen. Die Konzentration auf das, was sie kontrollieren kann – beispielsweise die Pflege der Patienten und die Zusammenarbeit mit unterstützenden Mentoren – stärkt das Gefühl der Selbstwirksamkeit und Resilienz.

Darüber hinaus kann die bewusste Anwendung von Achtsamkeitstechniken, die Hüther empfiehlt, den Stress reduzieren und die Fähigkeit fördern, auch in schwierigen Situationen gelassen zu bleiben. Resilienz bedeutet hier, sich trotz widriger Umstände immer wieder zu erholen und weiterzumachen, indem man sowohl die eigenen Fähigkeiten als auch die Unterstützung von Kolleginnen und Mentoren nutzt.

Der Stoizismus ergänzt diesen Ansatz, indem er dazu anleitet, äußere Bedingungen anzunehmen, ohne sie persönlich zu nehmen. Das Prinzip der „amor fati“ – die Liebe zu dem, was passiert – fordert dazu auf, Herausforderungen als Chance zu betrachten, um innere Stärke und Weisheit zu entwickeln.