Du überlegst, welchen Fachbereich du nach dem Medizinstudium einschlagen sollst? Die Weiterbildung zur Fachärztin oder zum Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe bietet dir ein spannendes Spektrum – von der Geburtshilfe bis zur gynäkologischen Chirurgie. In diesem Artikel erfährst du, welche Herausforderungen und Chancen dich erwarten und wie du deine berufliche Zukunft in einem der vielseitigsten Fachgebiete gestalten kannst.
Die Weiterbildung zum Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe gehört zu den vielseitigsten Fachrichtungen in der Medizin. Mit einem breiten Spektrum von der Betreuung während Schwangerschaft und Geburt bis zur Behandlung gynäkologischer Erkrankungen bietet sie zahlreiche Spezialisierungsmöglichkeiten. In diesem Beitrag erhältst du eine umfassende Übersicht über die Inhalte, Anforderungen und praktischen Fertigkeiten, die du auf deinem Weg zum Facharzt erwerben musst.
Frauenheilkunde und Geburtshilfe: Was umfasst das Fachgebiet?
Die Frauenheilkunde und Geburtshilfe deckt alle Bereiche der medizinischen Betreuung der Frau ab. Dazu zählen:
Gynäkologische Onkologie: Behandlung von Tumorerkrankungen im Genitalbereich und der Brust.
Geburtshilfe: Betreuung von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett, einschließlich Risikoschwangerschaften.
Endokrinologie und Fortpflanzungsmedizin: Behandlung hormoneller Störungen und Unterstützung bei Kinderwunsch.
Urogynäkologie: Diagnostik und Therapie von Harninkontinenz und Beckenbodenschwächen.
Plastisch-rekonstruktive Eingriffe: Wiederherstellung und Korrektur nach operativen Eingriffen oder Verletzungen.
Dauer und Struktur der Weiterbildung
Die Facharztausbildung dauert 60 Monate (5 Jahre) und erfolgt unter der Anleitung eines weiterbildungsbefugten Arztes. Sie gliedert sich wie folgt:
48 Monate in Frauenheilkunde und Geburtshilfe.
Bis zu 12 Monate in anderen medizinischen Fachgebieten, z. B. Endokrinologie oder Urologie, können angerechnet werden.
Zusätzlich: 80 Stunden Kurs-Weiterbildung in Psychosomatischer Grundversorgung.
Inhalte und Kompetenzen
Die Weiterbildung vermittelt sowohl operative als auch nicht-operative Fertigkeiten. Hier ein Überblick über die wichtigsten Bereiche:
Operative Verfahren
Einfache Eingriffe: Abrasio, Konisation, Hysteroskopie und diagnostische Laparoskopie (mindestens 100 Fälle).
Komplexe Eingriffe: Tumorentfernung, Lymphknotenexzision und therapeutische Laparoskopien (mindestens 100 Fälle).
Geburtshilfliche Eingriffe: Sectio caesarea (20 Fälle) sowie Mitwirkung bei Vakuum-Extraktionen und Forzepsentbindungen.
Diagnostik
Sonographien: Mindestens 200 B-Modus-Sonographien der weiblichen Genitalorgane und 200 der Brust.
Kardiotokographie: Durchführung von 400 ante- und intrapartalen Kardiotokogrammen.
Prävention und Früherkennung: Kolposkopien (50 Fälle) und zytologische Untersuchungen (100 Fälle).
Geburtshilfe
Leitung von Geburten: Mindestens 200 normale Geburten inklusive Versorgung von Geburtsverletzungen.
Betreuung von Risikogeburten: Mitwirkung bei komplexen geburtshilflichen Eingriffen und der Versorgung von Neugeborenen.
Psychosomatik und Sexualmedizin
Ein wichtiger Teil der Ausbildung ist die psychosomatische Grundversorgung. Hier lernst du, die psychischen und sozialen Aspekte von Erkrankungen zu erkennen und in die Behandlung einzubeziehen. Die Sexualmedizin vermittelt dir, wie du Patientinnen bei sexuellen Funktionsstörungen oder Konflikten im Zusammenhang mit ihrer Sexualität unterstützt.
Schwerpunkte und Spezialisierungsmöglichkeiten
Nach der Facharztausbildung kannst du dich in verschiedenen Bereichen spezialisieren, z. B.:
Gynäkologische Onkologie: Therapie von malignen Erkrankungen.
Pränatalmedizin: Diagnostik und Behandlung von fetalen Erkrankungen.
Reproduktionsmedizin: Unterstützung bei unerfülltem Kinderwunsch.
Zukunftstechnologien: KI und robotergestützte Chirurgie
Die Frauenheilkunde profitiert zunehmend von künstlicher Intelligenz (KI) und roboterassistierten Systemen. KI wird bereits in der Bildgebung eingesetzt, z. B. zur Früherkennung von Brustkrebs. Roboterassistierte Systeme wie der DaVinci-Roboter ermöglichen minimal-invasive Eingriffe mit höchster Präzision. Diese Technologien lernst du in spezialisierten Kliniken während oder nach der Weiterbildung kennen.
Zusammenfassung: Dein Weg zum Facharzt für Frauenheilkunde
Die Weiterbildung ist anspruchsvoll und bietet dir ein breites Spektrum an Aufgaben und Spezialisierungsmöglichkeiten. Hier die wichtigsten Punkte im Überblick:
60 Monate Weiterbildung, davon bis zu 12 Monate in angrenzenden Fachgebieten.
Operative Fertigkeiten: Mindestens 100 einfache und 100 komplexe Eingriffe.
Diagnostische Verfahren: 400 Sonographien und 400 Kardiotokographien.
Psychosomatik und Sexualmedizin: Psychosomatische Grundversorgung und sexualmedizinische Beratung.
Technologische Weiterentwicklung: Umgang mit KI und robotergestützten Systemen.
Wenn du eine abwechslungsreiche Fachrichtung suchst, die operative und konservative Medizin kombiniert, bietet dir die Frauenheilkunde und Geburtshilfe eine spannende und herausfordernde Karriereperspektive
Die Geburtshilfe ist ein zentraler Bestandteil der Frauenheilkunde und stellt hohe Anforderungen an Fachärzte und Ärztinnen. Von der Betreuung natürlicher Geburten bis zur Durchführung von Kaiserschnitten (Sektio) erfordert dieser Bereich tiefgehendes medizinisches Wissen, schnelle Entscheidungsfähigkeit und hohe emotionale Belastbarkeit.
Aktive Dienste in der Geburtshilfe bedeuten nicht nur lange Arbeitszeiten, sondern auch die ständige Bereitschaft, bei Notfällen wie Schulterdystokien, fetaler Bradykardie oder abruptio placentae sofort einzugreifen. Besonders bei Risikogeburten oder Mehrlingsschwangerschaften sind interdisziplinäre Zusammenarbeit und technische Expertise entscheidend. Kaiserschnitte sind hierbei ein essenzieller Eingriff: Mit etwa 20 bis 30 % aller Geburten in Deutschland stellen sie einen Routineeingriff dar, der jedoch hohes chirurgisches Können erfordert, um Risiken für Mutter und Kind zu minimieren.
Neben den medizinischen Herausforderungen spielt auch die emotionale Betreuung eine große Rolle. Das Geburtserlebnis hat für die Patientinnen oft eine lebenslange Bedeutung, weshalb Empathie und Kommunikation ein integraler Bestandteil des Berufsfeldes sind.
Die gynäkologische Chirurgie ist ein weiterer Schwerpunkt der Frauenheilkunde. Sie umfasst eine breite Palette von Eingriffen, die von minimal-invasiven Verfahren bis hin zu komplexen Tumoroperationen reichen. Einfache Eingriffe wie Hysteroskopien, Konisationen oder diagnostische Laparoskopien sind wichtige Bestandteile des Arbeitsalltags und dienen sowohl der Diagnostik als auch der Therapie.
Bei schwerwiegenden Erkrankungen wie Endometriose, Myomen oder malignen Tumoren kommen komplexere Operationen zum Einsatz. Hierzu zählen beispielsweise Lymphknotenentfernungen, radikale Hysterektomien oder Ovarialresektionen. Besonders anspruchsvoll ist die Onkochirurgie, die nicht nur technisches Können, sondern auch interdisziplinäre Planung erfordert. Viele dieser Eingriffe werden heute minimal-invasiv oder roboterassistiert durchgeführt, was die Genesung der Patientinnen beschleunigt und die Komplikationsrate senkt.
Ein weiteres spannendes Feld ist die rekonstruktive Chirurgie, z. B. nach Geburtsverletzungen oder im Rahmen der Urogynäkologie. Diese Eingriffe kombinieren Funktion und Ästhetik und stellen hohe Ansprüche an das chirurgische Geschick.
Nach der Facharztausbildung stehen Frauenärztinnen und Frauenärzten zahlreiche berufliche Optionen offen. Hier einige der häufigsten Tätigkeitsfelder:
Klinik
Die Arbeit in einer Klinik bietet die Möglichkeit, sowohl in der Geburtshilfe als auch in der gynäkologischen Chirurgie tätig zu sein. Besonders in großen Häusern besteht die Chance, sich auf spezielle Bereiche wie die Onkologie, Pränatalmedizin oder Endokrinologie zu konzentrieren.
Niederlassung
Viele Fachärztinnen und Fachärzte entscheiden sich für eine eigene Praxis. Hier kannst du ein breites Spektrum abdecken, von Vorsorgeuntersuchungen über Schwangerschaftsbetreuung bis hin zu ambulanten Eingriffen. Besonders in der Pränataldiagnostik und der Betreuung von Kinderwunschpatientinnen gibt es großes Wachstumspotenzial.
Forschung und Lehre
Wer Interesse an wissenschaftlicher Arbeit hat, kann sich in der Forschung betätigen. Von klinischen Studien bis zur Entwicklung neuer Therapieansätze – hier hast du die Möglichkeit, die Zukunft der Frauenheilkunde mitzugestalten. Auch eine Lehrtätigkeit an Universitäten oder Akademien ist eine attraktive Option.
Spezialkliniken und Zentren
Die Arbeit in spezialisierten Zentren, z. B. für gynäkologische Onkologie, Reproduktionsmedizin oder Pränataldiagnostik, bietet die Möglichkeit, sich auf ein bestimmtes Gebiet zu fokussieren und darin zu einer führenden Expertin oder einem führenden Experten zu werden.
Internationale Organisationen
Auch die Tätigkeit in internationalen Organisationen oder Hilfsprojekten kann eine spannende Perspektive sein. Hier kannst du dein Wissen in Entwicklungsländern einsetzen oder in globalen Gesundheitsprogrammen mitwirken.
Die Frauenheilkunde und Geburtshilfe bietet also nicht nur ein abwechslungsreiches und spannendes Arbeitsfeld, sondern auch zahlreiche Möglichkeiten zur Spezialisierung und beruflichen Weiterentwicklung.