Wenn du dich für die Weiterbildung zum Facharzt oder zur Fachärztin für Innere Medizin und Pneumologie entscheidest, wählst du ein Fach, das medizinisch spannend, technisch vielseitig und gesellschaftlich hochrelevant ist. In der Pneumologie arbeitest du an einem Ort, an dem sich hochmoderne Diagnostik, intensive Akutmedizin und langfristige Patientenbetreuung auf besondere Weise verbinden.
Als Pneumologin oder Pneumologe bist du Expert:in für alles, was mit dem Atmen zu tun hat – und das bedeutet weit mehr als Lunge. Du behandelst akute Atemnot, begleitest Langzeitbeatmete, diagnostizierst Tumorerkrankungen des Thorax und hilfst Menschen mit schlafbezogenen Atmungsstörungen zurück zu mehr Lebensqualität.
Gerade in den letzten Jahren hat sich das Fach weiterentwickelt: Du wirst zunehmend mit komplexen Verläufen nach COVID-19 konfrontiert – von persistierender Dyspnoe bis zur Leistungsintoleranz. Post-COVID ist längst ein fester Teil der pneumologischen Versorgung geworden, und deine Expertise ist gefragt, um Symptome differenziert einzuordnen und individuell zu behandeln.
Auch allergische Atemwegserkrankungen – wie Asthma bronchiale oder durch Umwelteinflüsse ausgelöste Beschwerden – gehören zu deinem Alltag. Mit deinem Wissen hilfst du, Trigger zu erkennen, Therapien zu optimieren und präventiv zu beraten – besonders in einer Zeit, in der Allergien weltweit zunehmen.
Die Pneumologie ist ein interdisziplinäres Fach: Du arbeitest eng mit Intensivmediziner:innen, Onkolog:innen, Schlafmediziner:innen und Thoraxchirurg:innen zusammen. Gleichzeitig bleibst du nah an deinen Patient:innen – im stationären Umfeld ebenso wie in der Langzeitbetreuung oder in der Praxis.
Wenn du Lust hast, mit moderner Technik zu arbeiten, Verantwortung in komplexen klinischen Situationen zu übernehmen und Patient:innen langfristig zu begleiten, ist die Pneumologie ein Fach mit Perspektive – fachlich, persönlich und beruflich.
Der Arbeitsalltag eines Facharztes für Innere Medizin und Pneumologie umfasst Prävention, Diagnostik, Therapie, Rehabilitation und Nachsorge einer Vielzahl an Krankheitsbildern, etwa:
Obstruktive Atemwegserkrankungen (z. B. Asthma, COPD)
Interstitielle Lungenerkrankungen (z. B. Lungenfibrose)
Infektiöse Lungenerkrankungen (z. B. Pneumonie, Tuberkulose)
Tumorerkrankungen des Thorax (z. B. Bronchialkarzinom, Pleuramesotheliom)
Erkrankungen des Lungenkreislaufs (z. B. Lungenembolie, pulmonale Hypertonie)
Schlafmedizin (z. B. obstruktive Schlafapnoe)
Umwelteinflüsse, inhalative Noxen und berufsbedingte Lungenerkrankungen
Hinzu kommen die intensivmedizinische Versorgung von Patientinnen und Patienten mit respiratorischer Insuffizienz, sowie die Mitbehandlung in interdisziplinären Teams, z. B. bei Tumorkonferenzen oder Transplantationsvorbereitungen.
Die Weiterbildung zum Facharzt/zur Fachärztin für Innere Medizin und Pneumologie dauert 72 Monate und erfolgt an zugelassenen Weiterbildungsstätten.
36 Monate Innere Medizin, davon
24 Monate stationäre Patientenversorgung
6 Monate Notaufnahme
6 Monate Intensivmedizin
24 Monate in mindestens zwei anderen internistischen Fachrichtungen
36 Monate spezifisch in der Pneumologie
Die Ausbildung umfasst eine breite Palette an Kompetenzen in folgenden Bereichen:
Um zur Facharztprüfung für Innere Medizin und Pneumologie zugelassen zu werden, musst du neben der absolvierten Weiterbildungszeit auch eine Vielzahl an konkreten Untersuchungs- und Behandlungsverfahren selbstständig durchgeführt haben. Die Mindestzahlen sind in der Musterweiterbildungsordnung genau festgelegt. Hier findest du die wichtigsten Verfahren – kurz und übersichtlich:
B-Modus-Sonographie der Thoraxorgane (ohne Herz): 100 Untersuchungen
Flexible Bronchoskopien: 100 (davon mindestens 25 mit bronchoalveolärer Lavage)
Thorax-Röntgenuntersuchungen (Indikation, Durchführung, Befundung): keine konkrete Zahl, aber verpflichtender Bestandteil
Spirometrische Lungenfunktionstests: keine definierte Zahl, jedoch grundlegender Bestandteil (siehe Funktionsdiagnostik unten)
Ganzkörperplethysmographien, CO-Transfer-Faktor, Atemmechanik, Spiroergometrie etc.: keine Einzelsummen, aber vollständiges Spektrum wird erwartet
Allergologische Provokationstests (epikutan, kutan, inhalativ): keine feste Richtzahl, aber dokumentierter Erfahrungserwerb
Entlastungspunktionen und Drainagen (z. B. bei Pleuraerguss): verpflichtend, jedoch ohne konkrete Richtzahl
Komplexe bronchologische Verfahren (z. B. Ventile, Stents): Durchführung wird erwartet, konkrete Zahlen individuell prüfungsabhängig
Nicht-invasive Beatmung, invasive Beatmung, Beatmungsentwöhnung: vollständige praktische Erfahrung muss dokumentiert sein
Einstellung/Überwachung nächtlicher Überdrucktherapie (CPAP etc.): relevante Fallzahlen werden erwartet, keine feste Zahl definiert
Polysomnographien und Polygraphien: Durchführung erforderlich, ohne definierte Mindestanzahl
Medikamentöse Tumortherapie (zytostatisch, immunmodulatorisch etc.): mindestens 100 Fälle
Teilnahme an interdisziplinären Tumorkonferenzen mit Falldarstellung: mindestens 20
Während die MWBO für einige Maßnahmen keine exakte Zahl nennt, ist es in der Praxis unerlässlich, dass du deine praktischen Erfahrungen durch Logbuchführung und Unterschriften deiner Weiterbildungsbefugten belegen kannst. In der Facharztprüfung kann das Fehlen von Richtzahlen oder unvollständig dokumentierte Anwendungen zum Ausschluss führen.
Tipp:
Führe von Beginn an ein eigenes elektronisches oder physisches Logbuch, in dem du alle relevanten Anwendungen mit Datum, Patientenkürzel, Supervision und Ergebnis dokumentierst – am besten täglich.
Nach abgeschlossener Weiterbildung bieten sich vielfältige Tätigkeitsfelder:
Kliniken mit pneumologischem, onkologischem oder intensivmedizinischem Schwerpunkt
Schlaflabore und Beatmungszentren
Rehabilitations- und Fachkliniken
Niederlassung in Einzel- oder Gemeinschaftspraxen
Forschung und universitäre Lehre
Mitgestaltung in medizinischer Weiterbildung und ärztlicher Standesvertretung
Insbesondere durch die Zunahme chronisch respiratorischer Erkrankungen, die Herausforderungen durch Umwelteinflüsse und die demografische Entwicklung wächst die Bedeutung pneumologischer Expertise stetig.
Die Pneumologie ist ein anspruchsvolles, aber äußerst erfüllendes Fachgebiet innerhalb der Inneren Medizin. Sie fordert differenzierte klinische Kompetenz, technisches Verständnis und interdisziplinäre Zusammenarbeit. Für Ärztinnen und Ärzte, die ein breites Spektrum an internistischer Diagnostik und Therapie mit einem hochspezialisierten Bereich verbinden möchten, bietet sie hervorragende Entwicklungsmöglichkeiten – sowohl in der Klinik als auch in der ambulanten Versorgung.
Wer die Luft zum Atmen sichern möchte – für die Akutkranke ebenso wie für chronisch Erkrankte – findet in der Pneumologie eine medizinische Aufgabe mit gesellschaftlicher Relevanz und persönlichem Anspruch.
und zu guter letzt:
Du bist mitten in der Entscheidung für dein Fachgebiet – und dann das: Zwei Begriffe, die scheinbar dasselbe meinen. Pneumologie oder Pulmologie? Was ist jetzt richtig?
Hier kommt die kurze, ehrliche und (hoffentlich) merkbare Antwort:
Pneumologie ist der korrekte, gebräuchliche und in Weiterbildungsordnungen verankerte Fachbegriff. Er stammt aus dem Griechischen – pneuma = Luft, Atem, Geist. Schon Hippokrates hätte damit etwas anfangen können.
Pulmologie klingt vielleicht ähnlich elegant, ist aber eher ein umgangssprachliches Nebenprodukt – abgeleitet vom lateinischen pulmo = Lunge. Du findest es gelegentlich in Alltagssprache oder Medien – aber im klinischen und akademischen Kontext ist Pneumologie das Maß der Dinge.
Merksatz für die Prüfung (und den Alltag):
Pulmo ist die Lunge – Pneumo das Fachgebiet.
Wenn du dich also als angehende:r Fachärzt:in bewerben willst: Sag Pneumologe oder Pneumologin – klingt nicht nur professioneller, sondern ist es auch.