Als ich mich für die „Meet the Expert“-Doc-Tour anmeldete, war ich ehrlich gesagt skeptisch. Noch nie hatte ich von einem Format gehört, bei dem Medizinstudierende mit dem Bus in eine Klinik gefahren werden, um dort praxisnah zu lernen. Was sollte dieser Nachmittag schon bieten, das ein Wochenende in der Bibliothek nicht auch könnte? Doch weil ich neugierig war und es eine willkommene Abwechslung vom Uni-Alltag versprach, entschloss ich mich, den Tag mitzumachen. Der Bus sollte uns von Dresden nach Großenhain bringen – eine Klinik, die ich bis dato nur vom Hörensagen kannte.
Schon die Fahrt war entspannt und meine Kommilitonen und ich diskutierten darüber, was uns wohl erwarten würde. Niemand hatte wirklich eine klare Vorstellung, aber die Ungewissheit machte den Tag umso spannender. Als wir ankamen, wurden wir herzlich vom Chefarzt Dr. med. Imanuel Dzialowski unserem Mentor der Neurologie empfangen, der uns direkt in die aktuell spannendsten Fälle auf seiner Station einführte. Es war beeindruckend, wie offen und enthusiastisch er über die Herausforderungen sprach, die seine Patienten derzeit durchmachten, und wie wichtig seine Arbeit in diesem Fachbereich ist. Schon nach den ersten Minuten war klar: Dieser Tag würde mehr als nur eine gewöhnliche Klinikführung bieten.
Als erstes wurden wir durch die Klinik geführt. Wir wurden mit den Abläufen vertraut gemacht und es gab bereits erste „Aha“ – Erlebnisse als und die Logik hinter den Abläufen näher gebracht wurde. Nach einer kurzen Stärkung – und ich muss sagen, das Essen war wirklich lecker – ging es weiter in den praktischeren Teil des Nachmittags. Der Chefarzt nahm uns nach dem Imbiss mit in die Funktionsdiagnostik, wo wir – zu meiner Überraschung – tatsächlich selbst Hand anlegen durften. Ich hätte nie gedacht, dass wir schon jetzt, als Medizinstudierende, so praxisnah mitarbeiten könnten. Es war nicht nur eine theoretische Einführung, sondern echte Mitarbeit, die uns tiefere Einblicke in die neurologische Diagnostik ermöglichte.
Wir starteten mit den üblichen neurologischen Tests, die uns der Chefarzt geduldig erklärte. Doch der Höhepunkt kam, als wir in einer Simulation die EEG (Elektroenzephalografie) selbst ausprobieren durften. Dabei haben wir die Hirnaktivität gemessen und untersucht, wie sich Reize auf das Gehirn auswirken. Ein echter Aha-Moment war es, als wir die Evozierten Potenziale (SEP, AEP, VEP) durchführten. Diese Tests messen die Reizleitung in den sensorischen und motorischen Bahnen, um Schädigungen in der sensorischen Verarbeitung aufzuspüren. Ich hätte nie erwartet, dass wir die Geräte so intensiv bedienen dürfen – und es war einfach MEGA!
Als Nächstes gab es eine Einführung in die fMRT (funktionelle Magnetresonanztomografie). Dabei konnten wir beobachten, wie Hirnareale bei bestimmten Bewegungen oder kognitiven Aufgaben aktiviert werden. Besonders beeindruckend war es, zu sehen, wie Patienten, die sich von einem Schlaganfall erholen, auf diese Art überwacht und unterstützt werden. Auch hier waren wir aktiv involviert und konnten die Aufnahmen direkt analysieren.
Zum Abschluss wurden wir an eine weitere Station geführt, wo der leitende Oberarzt uns in die Doppler- und Duplex-Sonografie einführte. Dieses Verfahren wird zur Beurteilung der Hirndurchblutung eingesetzt, vor allem bei Schlaganfallpatienten. Hier konnten wir unter Anleitung die Geräte selbst bedienen und miterleben, wie zerebrovaskuläre Störungen und arteriosklerotische Veränderungen erkannt werden.
Dieser praxisnahe Nachmittag in der Funktionsdiagnostik war definitiv ein Highlight und hat uns gezeigt, wie viel mehr es in der Neurologie zu entdecken gibt. Dass wir als Medizinstudierende so stark eingebunden wurden, hat nicht nur den Lerneffekt enorm gesteigert, sondern auch meine Begeisterung für dieses Fachgebiet geweckt.
Wir durften neurologische Tests durchführen und eigene Erfahrungen in der Diagnostik sammeln, was nicht nur aufregend, sondern auch unglaublich lehrreich war. Die Kombination aus Theorie und direkter Anwendung machte das Ganze zu einem Erlebnis, das weit über das hinausging, was ich erwartet hatte.
Dieser Tag hat mich eines gelehrt: Manchmal ist es gut, sich auf neue Formate einzulassen, auch wenn sie zunächst ungewöhnlich erscheinen. Denn in nur wenigen Stunden habe ich mehr über die Neurologie gelernt als in vielen Stunden allein in der Bibliothek. Und das Beste daran: Ich war nicht nur Zuschauer, sondern aktiver Teil des Geschehens.
Für mich steht fest: Die Doc-Tour war eine einmalige Chance, Einblicke in die Praxis zu bekommen und zu erleben, wie es wirklich ist, in einer Klinik zu arbeiten. Wer die Möglichkeit hat, sollte sie definitiv nutzen – auch wenn man anfangs skeptisch ist. Es lohnt sich.
Der Chefarzt Dr. med. Imanuel Dzialowski ist ein sehr besonderer Mentor für doctorsFuture. Er brennt nicht nur für sein Fachgebiet sondern mindestens genau so für die Ausbildung von ärztlichem Nachwuchs. Danke lieber Dr. Dzialowski für dieses Engagement!