Du stehst am Anfang Deines Praktischen Jahres oder einer Famulatur und fragst Dich, wie Du souverän mit Oberärzten und Chefärzten kommunizierst? Dieser Artikel gibt Dir praktische Antworten auf Fragen wie: Wie reagiere ich auf Kritik? Wie stelle ich Fragen, ohne unsicher zu wirken? und Wie halte ich Gespräche auf Augenhöhe? Mit der Transaktionsanalyse lernst Du, Gesprächsdynamiken zu verstehen und gezielt zu steuern. So wirst Du sicherer im Klinikalltag und meisterst selbst schwierige Situationen mit Professionalität und Gelassenheit. Ein unverzichtbarer Leitfaden für alle, die sich in der Klinik behaupten wollen!
Du bist kurz vor Deinem Praktischen Jahr oder in Deiner Famulatur und fragst Dich, wie Du Dich gegenüber Oberärzten und Chefärzten am besten verhältst? Keine Sorge, Du bist nicht allein! Viele Medizinstudierende finden es anfangs schwierig, in der Klinik mit den verschiedenen Hierarchieebenen klarzukommen. Die Kommunikation im Klinikalltag birgt einige Besonderheiten, die es zu beachten gilt. Ein zentrales Phänomen ist das Prinzip von Sender und Empfänger: Das, was Du sagst, wird nicht immer so verstanden, wie Du es gemeint hast. Missverständnisse können leicht entstehen, da jeder aus seiner eigenen Perspektive hört und interpretiert. Dieses Wissen hilft Dir, bewusster zu kommunizieren und gezielter auf Dein Gegenüber einzugehen.
Die Herausforderung: Kommunikation in der Klinik
Stell Dir vor, Du bist in der Visite. Der Oberarzt stellt Dir eine Frage, Du antwortest, aber seine Reaktion ist härter, als Du erwartet hast: „Das hätte ich besser von Ihnen erwartet!“ Du bist verunsichert und weißt nicht, wie Du reagieren sollst. Solche Situationen passieren. Entscheidend ist, dass Du verstehst, wie Kommunikation in der Klinik funktioniert und wie Du sie bewusst steuern kannst.
Die Transaktionsanalyse (Eric Berne): Ein Werkzeug für Klarheit
Die Transaktionsanalyse ist eine Methode, die Dir hilft, Gespräche besser zu verstehen. Sie basiert auf drei sogenannten Ich-Zuständen:
Dein Ziel sollte es sein, im Erwachsenen-Ich zu bleiben und Gespräche auf Augenhöhe zu führen.
Warum alle Ebenen wichtig sind
Jede dieser Ebenen hat ihre Berechtigung und ist in bestimmten Situationen nützlich. Es gibt keine „falsche“ Ebene, solange sie zum Kontext passt. Probleme entstehen, wenn Sender und Empfänger auf unterschiedlichen Ebenen kommunizieren. Zum Beispiel kann ein kritisches Eltern-Ich auf ein rebellisches Kind-Ich treffen, was zu Konflikten führt. Es gibt auch die Situation, dass der Medizinstudierende in der Eltern-Ich-Perspektive ist und sein neueres Wissen dem erfahrenen Facharzt nahebringt. Dann kann auch der Chefarzt in die rebellische Kind-Ich-Perspektive gehen. Alle Konstellationen, die diese kleine Matrix hergibt, sind denkbar.
Alle Menschen haben ein positives Zielbild
Ein entscheidender Gedanke der Transaktionsanalyse ist, dass alle Menschen ein positives Zielbild verfolgen. Selbst wenn ein Verhalten auf den ersten Blick kritisch, ablehnend oder rebellisch erscheint, liegt oft ein konstruktiver Wunsch dahinter – sei es nach Verbesserung, Klarheit oder Anerkennung. Dieses Wissen kann Dir helfen, auch schwierige Situationen gelassener zu betrachten und gezielt nach dem positiven Kern in der Reaktion Deines Gegenübers zu suchen. So kannst Du Gespräche besser verstehen und effektiver steuern.
1. Kritik vom Oberarzt
Situation: Der Oberarzt sagt: „Das EKG haben Sie falsch interpretiert. Das sollten Sie doch inzwischen wissen!“
Analyse: Der Oberarzt spricht aus dem kritischen Eltern-Ich. Es ist leicht, darauf aus dem Kind-Ich („Entschuldigung, ich bin wohl nicht gut genug“) zu reagieren. Aber das bringt Dich nicht weiter.
Antwort: Wechsel in das Erwachsenen-Ich. Zum Beispiel: „Danke für den Hinweis. Können Sie mir kurz zeigen, worauf ich beim nächsten Mal achten sollte?“ So zeigst Du Lernbereitschaft und lenkst das Gespräch in eine konstruktive Richtung.
2. Lob vom Chef
Situation: Die Chefärztin sagt: „Das haben Sie gut gemacht! Weiter so.“
Analyse: Die Chefärztin spricht aus dem unterstützenden Eltern-Ich. Deine Reaktion könnte aus dem Kind-Ich kommen („Oh, wirklich? Danke!“), aber es ist besser, professionell zu bleiben.
Antwort: Antworte aus dem Erwachsenen-Ich. Zum Beispiel: „Vielen Dank, das motiviert mich sehr. Haben Sie noch Verbesserungsvorschläge?“ So zeigst Du, dass Du lernwillig und reflektiert bist.
3. Eine Frage stellen
Situation: Du möchtest während der Visite eine Frage stellen, bist aber unsicher, ob das der richtige Zeitpunkt ist.
Analyse: Deine Unsicherheit könnte Dich ins angepasste Kind-Ich drängen („Ich frage lieber nicht, sonst mache ich mich unbeliebt“). Stattdessen solltest Du sachlich und respektvoll vorgehen.
Antwort: Formuliere Deine Frage im Erwachsenen-Ich. Zum Beispiel: „Ich hätte eine kurze Frage zu diesem Fall. Wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, oder soll ich sie später stellen?“ Damit zeigst Du Respekt und Selbstbewusstsein.
Wenn Du die Grundlagen der Kommunikation verstehst, kannst Du auch in schwierigen Situationen oder mit problematischen Vorgesetzten souverän agieren. Jede Kommunikation hat mehrere Ebenen – von der Sach- bis zur Beziehungsebene – und oft entstehen Missverständnisse, weil Sender und Empfänger unterschiedlich interpretieren. Wenn Du Dir bewusst machst, wie diese Dynamiken funktionieren, kannst Du Gespräche gezielt steuern. Reagiere nicht impulsiv auf Kritik oder ungerechte Bemerkungen, sondern bleibe neutral und sachlich im Erwachsenen-Ich. Das hilft Dir, Konflikte zu entschärfen und die Situation konstruktiv zu lenken. Indem Du nonverbale Signale und Beziehungsaspekte berücksichtigst, zeigst Du Professionalität und lenkst den Fokus auf das Wesentliche: Deine fachliche Weiterentwicklung.
Fazit: Dein erster Schritt in die Klinik-Kommunikation
Kommunikation ist eine Kunst, die Du im Klinikalltag Schritt für Schritt erlernen kannst. Die Transaktionsanalyse hilft Dir, Gespräche besser zu verstehen und gezielt zu steuern. Indem Du die Ich-Zustände erkennst und bewusst aus dem Erwachsenen-Ich agierst, kannst Du Konflikte vermeiden und konstruktive Gespräche führen. Wichtig ist dabei zu wissen, dass hinter jeder Reaktion ein positives Zielbild steht, dass Du mit Verständnis und Professionalität nutzen kannst.
Wenn Du Unterstützung suchst, steht Dir das doctorsFuture-Mentorennetzwerk zur Seite. Mit erfahrenen Mentoren kannst Du in einem geschützten Rahmen üben, schwierige Gespräche zu meistern und selbstbewusst aufzutreten. So wirst Du optimal auf die Herausforderungen des Klinikalltags vorbereitet – und kannst nicht nur fachlich, sondern auch kommunikativ glänzen. Pack es an – souverän und selbstbewusst!